MdB Hagemann macht Praktikum bei Tafel Alzey – „Lieber die Suppe verdünnen“

Alzey, 16. September 2010 1720 arme Kinder unter 15 Jahren leben im Landkreis Alzey-Worms. 1000 Menschen werden pro Woche durch die Tafel Alzey mit Lebensmitteln versorgt – Armut ist allgegenwärtig, wird aber oftmals nicht ausreichend wahrgenommen. Deshalb hat die Europäische Kommission 2010 europaweit zum Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ausgerufen. Bundestagsabgeordneter Klaus Hagmann (SPD) nimmt das zum Anlass sich noch intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und sich im Rahmen eines Praktikums bei der Tafel konkret über die Arbeit vor Ort zu informieren.

Klaus Hagemann half während seiner „Schicht“ bei der Lebensmittelausgabe an etwa 75 Menschen, vor allem Familien mit Kindern und Ältere. Viele der Hilfsbedürftigen hatten einen ausländischen Akzent. Zeit zum Einarbeiten blieb dem SPD-Bundestagsabgeordneten nicht, denn die fünf Ehrenamtlichen, die an diesem Tag die Ausgabe organisierten, hatten viel zu tun und mussten zügig arbeiten um den großen Andrang zu befriedigen. Zeit für ein freundliches Wort und einen kurzen Scherz war aber immer drin.   Hagemann merkte schnell: Hier wird nicht nur mit viel Herz gearbeitet, es ist auch alles bestens organisiert. Jeder muss eine Berechtigungskarte des Pfarramtes vorweisen mit der zum einen die Ausgabemenge, abhängig von der Familiengröße, und zum anderen der Ausgabetag geregelt wird. „Nur durch das große Engagement der vielen Ehrenamtlichen ist diese Leistung überhaupt zu stemmen, dennoch darf hier der Staat nicht von seinen Pflichten entbunden werden“, so Hagemann. Noch können alle Kunden mit den notwendigen Lebensmitteln versorgt werden, aber ungeplante Ausgaben stellen die Tafel häufig vor große Schwierigkeiten. Allerdings nehmen auch nur etwa 15 Prozent der Berechtigten das Angebot der Tafel wahr. „Viele kommen aus Scham oder Angst vor Ausgrenzung nicht und verdünnen sich dafür lieber ihre Suppe“ erklärte Dekanin Susanne Schmuck-Schätzel, Vorsitzende der Tafel.

Vier Mal pro Woche hat die Tafel geöffnet und gibt Lebensmittel an Empfänger von Arbeitslosengeld II, BAföG und der Grundsicherung  aus. Um diese Menschen zu versorgen, müssen die 90 ehrenamtlichen Mitarbeiter pro Woche 85 verschiedenste Stellen wie Supermärkte anfahren. Dort erhalten sie kostenlos Lebensmittel, die ansonsten entsorgt würden, bei denen aber das Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht überschritten wurde. Hagemann konnte feststellen, dass bei der Tafel großen Wert auf Hygiene und den korrekten Umgang mit Lebensmitteln gelegt wird.