Der Vorstand des SPD-Ortsvereins Alzey hat sich für den Erhalt der Stadthalle am jetzigen Standort Am Schießgraben ausgesprochen. Durch ein neues Konzept soll die Stadthalle aufgewertet werden, eventuell durch einen Abriss und Neubau des Saales, während die Gaststätte erhalten bleiben kann.
Die Idee einer gemeinsamen Nutzung der neu zu bauenden Mensa durch Kreis und Stadt im Bereich der beiden Gymnasien wird abgelehnt. Der Nutzen für die Stadt ist zu gering, obwohl ein Millionenbetrag zu zahlen wäre.
Die Sozialdemokraten stellen fest, dass eine Kooperation mit dem Kreis nie beschlossen wurde. Der Stadtrat habe lediglich ein Prüfauftrag erteilt. Wenn der Eindruck in der Presse erweckt werde, SPD und FWG würden zurück rudern, sei dieser deshalb falsch.
Die Gespräche mit der Kreisverwaltung hätten nun aber klar gezeigt, dass eine Doppelnutzung Mensa/Stadthalle zu erheblichen Einschränkungen führe und die ursprünglich angedachte Kostenbeteiligung deutlich höher ausfallen werde.
Die SPD nennt folgende Fakten:
Die Stadt müsste sich am Mensabau mit einem Betrag von rund 1,2 Mio. Euro für die reinen Baukosten zuzüglich Kosten für die Bühnentechnik, Belüftung, Verdunklung, Mobiliar usw. beteiligen. Ohne Kostensteigerungen, die beim Bau ebenfalls nicht auszuschließen sind, wäre mit Kosten von annähernd 2 Mio. Euro zu rechnen. Für eine gemeinsame Bibliothek kämen weitere 600.000.- Stadtanteil hinzu.
Die erste Planskizze der Mensa zeigt, dass die Flächen nicht auf eine Stadthallennutzung ausgerichtet sind. Beispielsweise ist der Garderoben- und Foyerbereich sehr klein bemessen, es gibt nur wenige Toiletten. Hier könnten in der weiteren Planung zusätzliche Kosten entstehen, damit das Vorhaben der Versammlungsstätten-Verordnung entspricht.
Schulnutzung geht vor
Klar ist, dass eine Mensa/Stadthalle vorrangig von der Schule genutzt würde. Die Stadt wäre auf freie Zeiten angewiesen und müsste Auf- und Abbau mit der Schulnutzung jeweils in Einklang bringen. Dies wäre beispielsweise für die Fastnachtsvereine nur schwer umsetzbar, da die Halle für Auf- und Abbau, für Proben sowie für die Veranstaltungen mehrere Tage genutzt werden müsste. Andere Veranstaltungen, die an Schultagen ganztags stattfinden sollten (Konferenzen, Versammlungen, Ausstellungen, Familienfeiern etc.), sind wegen dem Vorrang der Mensa ausgeschlossen.
Bei einer Nutzung durch die Stadt müsste das komplette Mensa-Mobiliar (einfache Möbel für Speisesaal) jeweils ausgeräumt und durch das Stadthallen-Mobiliar ersetzt werden. Nach der Veranstaltung müsste erneut umgeräumt und gegebenenfalls für eine Reinigung gesorgt werden. Dies wäre mit erheblichem Aufwand verbunden.
Eine Gastronomie ist im Mensa-Gebäude nicht vorgesehen. Jeder Nutzer müsste selbst für eine Bewirtung sorgen. Die Anforderungen an die Akustik und Ausstattung orientieren sich ebenfalls in erster Linie an den Bedarfen für eine Mensa. So wird es keinen Parkett-Boden, sondern einen Linoleum-Boden geben. Große Glasfensterflächen entsprechen zwar den Anforderungen an eine helle Mensa, nicht aber unbedingt den Akustik-Anforderungen einer Stadthalle.
Die Befürworter des Projekts sehen in diesem Konzept eine Chance, relativ kostengünstig zu einer „Quasi-Stadthalle“ zu kommen. Bei Kosten von rund 2 Millionen Euro für eine Halle, die nicht einmal der Stadt, sondern dem Kreis gehört, ist die Kostengünstigkeit mehr als fraglich. Kosten für die Unterhaltung des Gebäudes würden selbstverständlich auch anteilig entsprechend der Nutzung anfallen.
Ja zur Mensa-Mitnutzung würde Schicksal der alten Stadthalle besiegeln
Hinzu kommt, dass bei einer Entscheidung für die Mensa-Mitnutzung auch das Schicksal der alten Stadthalle Am Schießgraben besiegelt wäre. Der Saal würde mittelfristig dem Abriss preisgegeben, weil es absurd wäre, gleichzeitig zur Mensa viel Geld in eine Sanierung zu stecken.
Der SPD-Ortsvereinsvorstand spricht sich für die Erstellung eines Konzepts aus, das den Erhalt der Stadthalle am bisherigen Standort mitten in der Stadt vorsieht. Dort wird für viel Geld ein neuer „Platz der Wahrheit“ mit einer separaten Zufahrt zur Stadthalle entstehen. Dort solle die Stadthalle auch bleiben.
Ob sich eine Sanierung rechne, müsste geprüft werden. Die Sozialdemokraten sind allerdings skeptisch, ob eine sicher sehr kostenaufwändige Sanierung letztlich zu entscheidenden Verbesserungen führen könne.
Von daher halte man den Abriss und Neubau des Saals für eine Möglichkeit, die Stadthalle für die Zukunft fit zu machen und langfristig Kosten zu sparen, zum Beispiel im Gebäudeunterhalt und bei den Energiekosten. Die intakte Gaststätte „Ratskeller“ könnte stehen bleiben und hätte durch die Bewirtung des neuen Saals eine wirtschaftliche Grundlage. Der neue Saal könnte so gebaut werden, dass er moderne Anforderungen an eine Mehrfachnutzung für Konzerte, Theater, Tanzveranstaltungen, Fastnacht etc. erfüllt.
Der Neubau eines Saales mit einer deutlichen Vergrößerung hätte geschätzte Kosten von rund 3,2 Mio. Euro zur Folge. Bei einem Neubau in etwa der jetzigen Größe könnte der Betrag nochmals reduziert werden. Der Saal wäre dann aber auf dem neusten Stand und könnte als Veranstaltungsraum eine deutliche Aufwertung erfahren. Es könnten wesentlich mehr Veranstaltungen wie bisher durchgeführt werden, was der Belebung der Stadt Alzey gut täte. Heute weichen viele Veranstalter auf die Hallen und Bürgerhäuser in der Umgebung aus und meiden die Kreisstadt.
Die Stadt müsste die Kosten nicht alleine tragen. Mit einem Landeszuschuss von mindestens 40 % wäre zu rechnen. Der klare Vorteil: Die Stadthalle gehört der Stadt und kann von dieser auch uneingeschränkt genutzt werden.
Anspruch als „heimliche Hauptstadt“
Die SPD ist der Auffassung, dass die Stadt Alzey, die den Anspruch erhebt, die heimliche Hauptstadt Rheinhessens sein zu wollen, eine eigene Stadthalle braucht. Dies ist kein Luxus, sondern im Wettbewerb mit anderen Kommunen notwendig.
Nun müsse es darum gehen, eine schnelle Entscheidung herbei zu führen, damit der Landkreis Klarheit über seine Mensaplanung erhalte.
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