Vorbildliche Sprachförderung in Rheinland-Pfalz – Sind Zuwanderer in Alzey-Worms integrationswillig?

Im Hinblick auf die aktuelle Debatte um Zuwanderung und Integration hat sich Bundestagsabgeordneter Klaus Hagemann (SPD) jetzt bei der Kreisvolkshochschule (KVHS) Alzey-Worms über die dort angebotenen Integrationskurse und bei der dafür zuständigen Koordinationsstelle der Arbeitslosenselbsthilfe (ASH) informiert. Die Integrationskurse sollen die deutsche Sprache und landeskundliches Wissen vermitteln und werden durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert. Alleine an der KVHS Alzey-Worms haben im vergangenen Jahr 85 Menschen an einem Integrationskurs teilgenommen. Aktuell laufen drei Kurse mit insgesamt 35 Teilnehmern.

Michael Zuber, Leiter der KVHS, und Verwaltungsleiter Heiner Michel betonten, dass sich nach ihrer Einschätzung die meisten Kursteilnehmer gerne in Deutschland integrieren möchten und sehr wissbegierig seien.

 

Zeitweise gibt es sogar mehr Bewerber für Integrationskurse, als durch die Bundesmittel finanziert werden können. Durch eine von Union und FDP eingeführte Regel müssen bestimmte Personengruppen, die freiwillig an Kursen teilnehmen möchten, mindestens drei Monate warten, bis sie beginnen dürfen. „Man hört oft, dass Migranten sich besser integrieren sollen. Wie soll das aber gehen, wenn denen, die Deutsch lernen möchten, nicht die Möglichkeit dazu gegeben wird?“, so Hagemann.

 

Hagemann nutzte die Chance, einen der Kurse zu besuchen. Dabei lernte er Menschen kennen, die auf eine berufliche und private Zukunft in Deutschland hoffen. Besonders viele Frauen, die schon einige Jahre in Deutschland leben, besuchen den Integrationskurs. Auf Hagemanns Frage, warum sie jetzt erst diesen Kurs besuchen, berichteten fast alle, dass sie sich zuvor hauptsächlich um ihre Kinder kümmern mussten. Eine junge Türkin erzählte, dass sie hoffe, mit ihren verbesserten Sprachkenntnissen Kontakt zu Deutschen aufbauen zu können. „Wenn man in Deutschland lebt, muss ich auch die Sprache beherrschen“, erklärte eine 29jährige Kubanerin.

 

„Wir haben das Thema Integration zu lange schleifen lassen, dabei ist unser Land hinsichtlich des Fachkräftemangels von 500.000 Menschen bundesweit auf solche motivierten Zuwanderer angewiesen“, so Hagemann.

 

Kinder nicht demotivieren, sondern fördern

 

Kritisch bewertete Zuber die Integrationsmaßnahmen für schulpflichtige Kinder aus neu zugezogenen Familien. Auch im Landkreis käme es immer wieder vor, dass Kinder ohne Deutschkenntnisse in die Schule geschickt werden. „Ohne ausreichende Deutschkenntnisse haben diese Kinder in der Schule wenig Chancen“, so Zuber. Zwar gibt es vom Land finanzierte Feriensprachkurse für neuzugewanderte Kinder; diese seien jedoch „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Besser wäre eine kontinuierliche sprachliche Förderung in der Schule. Denkbar wäre hier auch eine Kooperation der Schulen mit Volkshochschulen oder anderen Bildungsträgern.

 

Vorbildliche Sprachförderung in Rheinland-Pfalz

 

In rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten sind zwischenzeitlich 40 Prozent der Kinder in Sprachförderungsmaßnahmen. Das sind jedoch nicht nur Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund, sondern immer öfter auch aus deutschen Familien. Rheinland-Pfalz hat mit diesem Modell inzwischen bundesweit Vorbildfunktion, weil schon im Kleinkindalter sprachlich gefördert wird.