Gespräch mit Bildungswerk des Handwerks und CJD – Kahlschlag in der Arbeitsmarktpolitik: Alzeyer Träger betroffen

Den Alzeyer Bildungsträgern stehen aufgrund der massiven Kürzungen in der aktiven Arbeitsmarktpolitik durch die Berliner Koalition schwere Einschnitte bevor. Bildungsträger wie das Bildungswerk des Alzeyer und Wormser Handwerks oder das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) in Alzey bangen gar um ihre Zukunft und sahen sich schon gezwungen, Mitarbeiter zu entlassen. Deshalb hatten die Träger den Bundestagsabgeordneten Klaus Hagemann (SPD) zu einem Gespräch gebeten. „Union und FDP sparen besonders bei der Fortbildung und Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen sowie bei den Arbeitsgelegenheiten und treffen damit einmal mehr hilfebedürftige Menschen“, betonte Hagemann.

Dem Jobcenter Alzey-Worms stehen 2011 etwa eine Million Euro weniger an Bundesgeldern für Eingliederungsmaßnahmen zur Verfügung als noch im Vorjahr, was ein Minus von 25 Prozent bedeutet. Für das kommende Jahr sind weitere Einschnitte zu erwarten. So wurden dem CJD Alzey alle 89 Arbeitsgelegenheiten, die sogenannten „Ein-Euro-Jobs“, gestrichen, wie der Fachbereichsleiter des CJD Alzey, Horst Braun, berichtete. Deshalb musste Braun schon zwölf Mitarbeiter entlassen. „Wir mussten leider 20 unserer ehemals 70 Mitarbeiter kündigen, da deutlich weniger Projekte ausgeschrieben wurden“, sagte Doris Stölzle, Geschäftsführerin des Bildungswerk des Handwerks.

 

Auch Werkstätten haben das Bildungswerk und das CJD schon geschlossen beziehungsweise zusammengelegt. „Dabei wurden wir in den vergangenen fünf Jahren von Bund und Jobcentern angehalten diese Strukturen aufzubauen, die wir nun haben. Jetzt werden wir von heute auf morgen fallen gelassen und diese Strukturen werden zerschlagen. Sollte sich die Arbeitsmarktlage wieder verschlechtern, müssen diese erst wieder mühsam aufgebaut werden“, so Stölzle weiter. Auch die Diakonie und die Caritas in Alzey und Worms hatten schon das Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten gesucht und warnen vor den Folgen für die Betroffenen.

 

Hagemann ringt als 2. Vorsitzender des Vereins „Mit Jugend gegen Drogen“ selbst mit dem Streichkonzert der Bundesregierung: Von den ursprünglich 12 Arbeitsgelegenheiten sind dem Wohn- und Arbeitsprojekt „Casa Nova“ in Osthofen für Drogenabhängige Menschen nur noch vier übrig und die Tendenz geht weiter nach unten – dabei werden die Suchtkranken nicht weniger. „Über die Arbeitsgelegenheiten haben sich die suchtkranken Menschen an einen strukturierten Alltag gewöhnen können und so positive Selbstbestätigung durch Arbeit erfahren, was mir von allen Trägern immer wieder bestätigt wurde. Die fehlenden Arbeitsgelegenheiten werden eine große Lücke im Sozialsystem hinterlassen“, sagte Hagemann.

Fatale Folgekosten: Sparmaßnahmen sind ein Bumerang

„Langzeitarbeitslose werden zunehmend auf die Seite geschoben und sich selbst überlassen“, sagte Braun, der insbesondere Sorgen hinsichtlich der arbeitslosen Jugendlichen äußerte. Denn durch die stark gekürzten Angebote würden Jugendliche in für sie ungeeignete Maßnahmen zugewiesen, die sie und auch Betriebe häufig überforderten. Abbrüche der Maßnahmen seien so vorprogrammiert. Hagemann warnt hier vor einem „Bumerang“. „Welche Folgen Sparmaßnahmen in der Jugend- und Sozialarbeit haben können, haben uns die Krawalle in England gezeigt“, so Hagemann. Dabei werde aufgrund der demographischen Entwicklung in einigen Jahren jeder Arbeitnehmer dringend benötigt: „Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, Menschen aufs Abstellgleis zu schieben“, betonte der Haushaltsexperte.