MdL Heiko Sippel diskutiert mit Schülern – Der 9. November – Schicksalstag der Deutschen

Der neunte November ist für Deutschland ein geschichtsträchtiger Tag. Nicht ausschließlich positive Ereignisse wie der Fall der Berliner Mauer 1989 oder als 1918 der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die „deutsche Republik“ ausrief, werden mit diesem Schicksalstag verbunden. Auch die Reichspogromnacht 1938 fiel auf den neunten November; ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte.

 

Um nicht zu vergessen und der denkwürdigen Ereignisse zu gedenken, besuchte der Landtagsabgeordnete Heiko Sippel (SPD) am Vormittag die Erich-Kästner-Realschule plus in Wörrstadt und anschließend das Gymnasium am Römerkastell in Alzey. In der Aula der Dependance des Gymnasiums in der Bleichstraße diskutierte der Abgeordnete mit den zwölften Klassen der Leistungskurse Geschichte und Sozialkunde über die geschichtlichen und politischen Zusammenhänge der wichtigen Daten in Verbindung mit dem aktuellen Zeitgeschehen.

 

Weshalb der neunte November eigentlich nicht als offizieller Feiertag gelte, fragten sich die Schüler. Auch Sippel befand, dass dieser Tag gut geeignet gewesen wäre, um als nationaler Feiertag die Freude des Neuanfangs und der Freiheit, aber auch das Gedenken an die Opfer der Pogrome wach zu halten. Letztlich habe man sich für den dritten Oktober als Tag der Deutschen Einheit entschieden.

 

Sechs Schüler aus den Leistungskursen moderierten die Diskussionsrunde mit fast 50 Schülern und fragten den Landespolitiker kritisch, ob Deutschland im Jahr 1918 schon bereit war für die Demokratie.

 

Geduldig und mit Sachverstand erklärte der Alzeyer Abgeordnete weshalb der Ausruf zur Republik der erste Schritt auf dem richtigen Weg war. „In den unruhigen Tagen der Novemberrevolution hat der Mut Scheidemanns dazu geführt, die Weichen für einen demokratischen Staat zu stellen“, konstatierte der Abgeordnete voller Anerkennung. Ein aufgemischtes Volk in solch einer schwierigen Situation zu überzeugen, dazu gehörten Schneid und Entschlossenheit. „Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit war den Deutschen bis dahin fremd“, so Sippel, „die Weimarer Republik war nach den Wirren des Krieges der ersehnte Aufbruch in eine bessere Zeit, die allerdings bereits 1933 mit der Machtergreifung Hitlers endete.“

 

Sechsundsechzig Jahre nach dem zweiten Weltkrieg sei Deutschland längst in der Demokratie angekommen. Der neunte November 1989 bleibe als Tag des großen Glücks in Erinnerung, da er das Ende des SED-Regimes bedeutete und den Menschen in der ehemaligen DDR Freiheit brachte. „Wir sollten nie vergessen, dass die friedliche Revolution durch den Freiheitsdrang und den unerschütterlichen Mut des Volkes erst möglich wurde“, so Sippel.

 

Um die Demokratie weiter zu stärken, wünschten sich die Schüler mehr Bürgerbeteiligung. Die meisten Schüler waren sich schnell einig, dass der Volksentscheid nur in besonders strittigen Fragen wie beispielsweise beim Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ eine Berechtigung habe. Grundsätzlich sollten Projekte immer im Voraus offen diskutiert und kommuniziert werden, damit der Eindruck einer Entscheidung über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg gar nicht erst entstehe. Sippel informierte über das Recht, Petitionen beim Landtag einzureichen und damit auf die Politik Einfluss zu nehmen. Außerdem werde man in Rheinland-Pfalz die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung und von Bürgerentscheiden ausbauen.

 

Mit viel Interesse diskutierten die Schüler über die Teilnahme bei Gegendemonstrationen zu Kundgebungen der NPD und über die unterschiedlichen Gründe, weshalb die Partei bei manchen Leuten immer wieder auf offene Ohren stoße. „Die Leute denken nicht nach und lassen sich durch einfache Parolen blenden, die eben leichter zu verstehen sind als manch andere Parteiprogramme“, so ein Erklärungsversuch einer Schülerin. Sippel unterstrich die Bedeutung einer guten Bildungs-, Sozial- und Jugendpolitik als Rezept gegen Extremismus. Einig war man sich darin, dass die Bewahrung von Demokratie und Freiheit den Einsatz jedes einzelnen erfordere.

 

Die Schüler wünschten sich einen einfacheren Zugang zur Politik. „Der Erfolg der Piraten zeigt doch, dass diese Art der Politik ankommt“, bemerkte ein Schüler. Heiko Sippel stimmte zu, dass die etablierten Parteien gerade für junge Menschen moderner werden müssten. Letztlich brauche man für eine verantwortungsvolle Politik aber ein Programm, das mehr als nur einen Themenbereich abdecke. Die basisdemokratische Beteiligung müsse irgendwann zu einem Ergebnis zusammen geführt werden. Er wünsche es sich sehr, dass junge Menschen noch stärker an der Gestaltung ihrer Zukunft mitwirken. „Traut euch, eure Meinungen klar zu vertreten. Nur durch Mitmachen kann in einer Demokratie etwas bewegt werden,“ sprach Sippel den Jugendlichen nach der erfrischenden Diskussion zu, sich auch im Kleinen politisch zu beteiligen.

mth