MdL Heiko Sippel (SPD) mit dem ambulanten Pflegedienst der AWO vor Ort – „Pflege ist eine partnerschaftliche Angelegenheit“

Der Landtagsabgeordnete Heiko Sippel (SPD) ist sehr interessiert an sozialen Einrichtungen in seinem Wahlkreis, daher hat er gerne eine Einladung der Arbeiterwohlfahrt Alzey-Worms (AWO) zu einem Informationsbesuch angenommen. In der Alzeyer Geschäftsstelle in der Hellgasse sprach er mit Geschäftsführerin Iris Dillmann, dem Pflegedienstleiter Frank Brandt und seiner Stellvertreterin Silke Kunert über die Aufgaben der sozialen Organisation im Kreis. Die AWO arbeite im Gegensatz zu privaten Pflegehilfeeinrichtungen nicht gewinnorientiert, sondern biete vielfältige gemeinnützige Dienste an, so die Geschäftsführerin. Die Kleiderkammer in Alzey beispielsweise werfe nichts ab, da die gespendeten Kleidungsstücke gereinigt und aufgebügelt werden müssten. Die geringen Einnahmen müssten am Ende noch einmal besteuert werden. Der wichtigste Zweig sei daher die Sozialstation und der ambulante Pflegedienst.

 

Mit sieben Festangestellten (darunter ausgebildete Altenpfleger wie Brandt oder Krankenschwestern wie Kunert) und sechs Aushilfen sind die Anfragen gerade noch zu bewältigen, bestätigt der Pflegedienstleiter. Zur Zeit habe die AWO etwa 60 Menschen im Kreis Alzey-Worms zu versorgen. Zu den Aufgaben der Pfleger gehört die häusliche Kranken- und Altenpflege. Die meisten Patienten benötigen die Behandlungspflege, z.B. Arzneimittelgaben, Insulininjektionen, Kompressionsstrümpfe anziehen als Einstiegsleistung. Erst durch körperliche Einschränkungen in Folge einer Krankheit (körperlicher oder geistiger Natur) müssten die Pfleger regelmäßig kommen.

 

Die Leistungen werden durch die Einstufungen der Krankenversicherungen in Pflegestufen I bis III beglichen. „Doch das Pflegegeld ist knapp und die eigene Finanzkraft der Betroffenen oftmals gering“, äußert sich Brandt besorgt über die Entwicklung. Kritisch äußerten sich die AWO-Vertreter über die derzeitigen Pflegebedingungen mit einer Abrechnung nach Minutentakten, wobei kaum Zeit für das Gespräch bleibe. „Da zur Pflege aus unser Sicht aber auch der menschliche Umgang und Zeit für ein freundliches Wort gehören, bleiben wir so lange, wie wir gebraucht werden“, erläuterte Brandt.

 

Heiko Sippel wies darauf hin, dass es Ziel der Landesregierung sei, pflegebedürftigen Menschen solange es geht ein Leben im häuslichen Umfeld zu ermöglichen und die Pflegedienste darauf abzustellen. „Der Verbleib in den eigenen vier Wänden und in der gewohnten Umgebung steigert die Lebensqualität der Menschen und ist zudem kostengünstiger“, so Sippel. Allerdings müsse man wegkommen von der Minutenpflege hin zu einem neuen Pflegebegriff, der auch die sozialen Bedürfnissen der Menschen berücksichtige. Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer bringe sich stark in die Diskussion auf Bundesebene ein und habe maßgeblich mit dafür gesorgt, dass nun auch für die Betreuung von Demenzkranken Hilfeleistungen gewährt werden könnten. Sippel: „Erste Schritte sind gemacht, weitere müssen folgen.“ In Anbetracht der Tatsache, dass die Menschen älter werden und eine gute Pflege verdient hätten, müsse die Gesellschaft bereit sein, mehr in die Versicherung einzuzahlen. „Vielleicht sind wir ja selbst einmal darauf angewiesen.“ Mehr Unterstützung verdienten auch die Angehörigen, die bei der Pflege häufig an die Grenze ihrer Kraft und weit darüber hinaus gingen.

 

Bei einem Hausbesuch bei Hildegard Regner konnte Sippel sich über entsprechende Situationen und die Leistungen der AWO vor Ort überzeugen. Die 79-Jährige versorgt ihre pflegebedürftige Tochter mit Down-Syndrom. Bis vor wenigen Jahren habe ihre Tochter sogar gearbeitet, doch seit dem Tod ihres Vaters vor zwei Jahren ist die 59-jährige Ursula einfach zusammengebrochen, berichtet die Rentnerin. Sie ist froh, dass sie ihre Tochter daheim pflegen kann, auch wenn sie jeden Cent umdrehen muss: „Meine Uschi ist mein Halt, meine Lebensaufgabe. Ich bin dankbar, dass die Pfleger der AWO mich so gut unterstützen, ich bin sehr zufrieden.“ Morgens um 6:30 Uhr ist schon der erste Besuch bei Regners angesagt. Bis zu vier Mal am Tag kommen die Pfleger, um die Bettlägerige umzulagern oder zu waschen.

 

Es sei eine besondere Situation, so Brandt, dass eine Mutter die Tochter pflege, doch an diesem Beispiel könne man deutlich erkennen, dass sie ohne Fremdhilfe aufgrund ihres Alters dieser Aufgabe alleine nicht mehr gewachsen sei. Es gibt viele Patienten, die schon ab sechs Uhr morgens versorgt werden müssten, in besonderen Fällen würde man auch nachts kommen müssen. Und hier beginne das eigentliche Dilemma, moniert Dillmann: „Es werden immer höhere Qualifikationen, in Zukunft vielleicht sogar ein Studium von unseren Pflegern verlangt, doch bei einem Bruttogrundgehalt nach Tarif von etwa 2.500 Euro ist der reine Pflegedienst einfach nicht mehr attraktiv genug.“

 

„Der Pflegeberuf bringt eine hohe Verantwortung mit sich, doch die Arbeit wird oft unterschätzt und dementsprechend schlecht entlohnt“, so Dillmann. Bei der demografischen Entwicklung wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2050 verdoppeln: „Und was dann?“ Schon jetzt gebe es immer jüngere Klientel, die zu versorgen sei: Geschiedene oder Singles, die einen Schlaganfall erlitten haben. Dillmann schätzt ihr treues Stammpersonal sehr, das intern fortgebildet wird, bei besonderem Bedarf auch zu externen Schulungen geschickt wird.

 

Der Abgeordnete zeigte sich beeindruckt von der professionellen Arbeit des AWO-Pflegedienstes. „Ihre Tätigkeit verdient Anerkennung und Respekt. Besonders im konkreten Fall wird deutlich, was es für die Menschen heißt, sich auf pflegende Hände verlassen zu können“, fasst Sippel zusammen, „eine gute Pflege zeichnet sich durch ein partnerschaftliches Zusammenwirken von Pflegern und Angehörigen zum Wohle der Patienten aus.“

 

mth