Sachlichkeit steht an Aschermittwoch im Vordergrund – SPD packt Zukunftsaufgaben an

Die Alzeyer SPD hatte zum traditionellen Heringsessen beim Politischen Aschermittwoch ins Stadtweingut eingeladen. Der Ortsvereinsvorsitzende Heiko Sippel freute sich über ein volles Haus und regen Zuwachs bei den Mitgliedern. Neben dem Bundestagsabgeordneten Klaus Hagemann begrüßte er auch den Hauptredner des Abends, Landrat Ernst Walter Görisch, der vor der Landratswahl am 11. März sein Programm „Perspektive Alzey-Worms 2020“ vorstellte.

In seiner Begrüßung merkte Sippel an, dass die Zukunft des Stadtweinguts für die SPD ein wichtiges Thema sei. „Wir dürfen aber nicht übersehen, dass es finanzielle Probleme durch jährliche Verluste gibt“, räumte er ein. „Es müssen neue Strukturen mit Kooperationen von außen, ein stärkeres Marketing und andere Vertriebswege her, um die betriebswirtschaftliche Situation verbessern zu können, denn große Investitionen sind finanziell nicht möglich.“ Das Personal müsse bei der Stadt gehalten werden, zu Entlassungen dürfe es nicht kommen. „Trotz der Schwierigkeiten darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Mitarbeiter des Städtischen Weingutes über Jahrzehnte hinweg eine gute Arbeit leisten und das Weingut zu einem  Aushängeschild für die Stadt gemacht haben.“

 

Sippel rechtfertigte die Wichtigkeit von Bauprojekten für die Stadt Alzey, sei es die erfolgte Renovierung der Nibelungenschule, das Haus des Kindes in der Pestalozzistraße oder den neuen Kindergarten im Neubaugebiet „Mauchenheimer Weg“. Ausgaben in die Bildung junger Menschen seien Investitionen in die Zukunft, die sich auszahlen. Die Neugestaltung des Obermarkts, der Neubau eines Stadthallensaals oder eine neue Feuerwache seien weitere Planungen, die es in den nächsten Jahren anzupacken gelte. „Es sind keine Luxusprojekte, sondern Vorhaben, die unsere Stadt weiter nach vorne bringen.“

 

Auch Landrat Görisch räumte ein, dass es für die öffentlichen Haushalte ein politischer Balanceakt sei, trotz hartem Sparkurs wichtige Investitionen umzusetzen. Görisch merkte zu Beginn seiner sachlich fundierten Rede an, dass die Politikverdrossenheit durch die jüngsten Ereignisse nur genährt worden sei: „Noch nie gab es einen Antrag auf Aufhebung der Immunität eines Bundespräsidenten. Seine Reaktionen kamen immer zu spät, dadurch hat Wulff das Vertrauen der Menschen verspielt.“ Es sei nun Gaucks Aufgabe, dieses wieder zurückzugewinnen und eine demokratische Grundhaltung zu verbreiten. Die SPD habe mit dem Vorschlag „Joachim Gauck“ absolut richtig gelegen.

 

Görisch sprach sich entschlossen für eine Finanztransaktionssteuer aus und unterstrich die Bedeutung des Euros für den europäischen Einigungsgedanken und den Aufschwung der Wirtschaft. Ein Beweis dafür sei die gute wirtschaftliche Situation in Deutschland, die sich auch im Landkreis wiederspiegele. Erfreulich sei die niedrige Arbeitslosenquote von nur vier Prozent. Weiterhin stellte er seine Ziele für den Kreis Alzey-Worms vor. Bis 2020 soll der komplette Strombedarf aus regenerativen Energiequellen abgedeckt sein bei Einhaltung eines Null-Emissions-Klimaschutzkonzepts. Von höchster Bedeutung sei der weitere Ausbau von Kindertagesstätten und neue Schulangebote, wie beispielsweise Fachoberschulen an den Realschulen plus oder Ganztagseinrichtungen, um Chancengleichheit zu ermöglichen sowie Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu können. „Wir haben unsere Hausaufgaben sowohl bei der Schaffung von Betreuungsplätzen in den Kitas als auch beim Ausbau der Schullandschaft gemacht“ so Görisch.

 

Die Wirtschaftsförderung und Unterstützung des Mittelstandes soll weitere Arbeitsplätze bringen, beim Tourismus zielt Görisch darauf ab, zur Weinerlebnisregion Nr. 1 in Deutschland zu werden: „Wir haben im Vorjahr elf Prozent Zuwachs bei den Touristen zu verzeichnen.“ Der demografische Wandel, Punkt Vier im Programm des Landrats, bringe große Herausforderungen mit sich, die es erforderlich machten, frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren.

 

In einer kurzen, aber engagierten Rede konnte der Bundestagsabgeordnete Klaus Hagemann einige Spitzen auf die Berliner Politik loswerden: „W wie Wendemanöver – so könnte man Merkels Politik des Hakenschlagens beschreiben. „W wie Wulff – ist jetzt weg!“ Mittlerweile habe er richtig Übung darin, einen neuen Bundespräsidenten zu wählen, doch er hoffe sehr, dass man mit Joachim Gauck diesmal die richtige Wahl getroffen habe. Währung, Wachstum, Wettbewerb – dies seien in seinen Augen die Themen, die Deutschland in der kommenden Zeit sehr beschäftigen würden, da das Industrieland immerhin zu 60 Prozent nach Europa exportiere, allein 40 Prozent in den Euroraum.

 

Im zweiten Teil des Abend ehrte Heiko Sippel langjährige Mitglieder, „die der SPD bei allen Höhen und Tiefen die Treue gehalten haben und die stets zu ihren Grundüberzeugungen stehen“.

 

25 Jahre:

Manfred Bender, Günter Adam, Klaus Zimmermann, Trude Fetzer und Ulrike Winter (beide Ortsverein Weinheim)

 

40 Jahre:

Knut Benkert, Karlheinz Knobloch, Horst Köhler, Katharina Nuss, Klaus Ohler

 

50 Jahre:

Friedel Alexander