Wer gutes Fleisch aus der Region möchte, der muss hier auch das Schlachten ermöglichen. Darin waren sich Christian Kussel vom Eichenhof in Wörrstadt und Gerhard Saar von der Erzeugergemeinschaft Erag und SVG, sowie Martin Beringer, Geschäftsstellenleiter des Schlachthofs der Färber GmbH & Co. KG in Alzey, und der Prokurist von Färber, Maximilian Eckert, einig mit Vertretern der SPD-Kreistagsfraktion. Diese hatte unter der Leitung ihres Fraktionsvorsitzenden Gerhard Kiefer den Alzeyer Betrieb besucht. Die Kreistags-SPD setzt damit unter dem Motto „Fraktion im Dialog“ ihre regelmäßigen Besuche in Unternehmen und Einrichtungen des Kreises fort, „um im Austausch vor Ort praktische Informationen für die politische Arbeit zu sammeln“, wie Kiefer erklärte.
„Ohne diesen Schlachtbetrieb wäre unsere Viehhaltung in Wörrstadt gar nicht möglich“, sagt Kussel. Die kurzen Transportwege erlauben seinem Vieh das möglichst stressfreie Abladen und sind auch von Vorteil für die Qualität des Fleisches. Fast 400 Schweine hält der Eichenhof und will noch um 50 Tiere aufstocken. Tierhaltung hat im Rheinhessischen schon längst keine Tradition mehr und artgerechte Haltung sei sehr kostenintensiv. Die bei Färber zerlegten Erzeugnisse kann er so aber über seinem Ladenhof direkt vermarkten oder an eine Metzgerei zu fairen Preisen abtreten.
Die Philosophie des südbadischen Fleischgroßhändlers Färber hat seit 135 Jahren Tradition und wirbt mit dem einfachen Slogan „Fleisch von hier“. An 35 Standorten bundesweit, davon vier in Rheinland-Pfalz, hält das Unternehmen nicht viel von Großbetrieben. „Das ist nicht unser Stil“, sagt Eckert. Der Erfolg von Färber liegt in der Nähe zu den Kunden. Mit großen Schlachtbetrieben möchte sich das
Traditionsunternehmen auch gar nicht messen. „Wir werden auch in Zukunft Bestand haben. Größe hat und wird auch in Zukunft keine Rolle bei uns spielen. Nicht der Umsatz, sondern die gute Qualität unserer Produkte und die Zufriedenheit unserer Kundschaft stehen im Vordergrund“, so Eckert.
Im Jahr 1982 wurde der städtische Schlachthof in Alzey übernommen, bis man sich 1995 entschloss, einen unter den strengen EU-Richtlinien neuen Betrieb im Industriebgebiet zu bauen, in dem bis heute 20 Personen beschäftigt sind. Geschlachtet wird zwei Mal in der Woche, erläutert Beringer, 300 Schweine und 20 Stück Großvieh, vor allem für Gastronomie, Caterer, Kantinen und regionale
Metzgereien. Die Absprachen mit den Abnehmern können sich dabei jederzeit flexibel ändern, so Eckert.
Die Erzeugergemeinschaft Erag und SVG liefert zwar Vieh aus bis zu 80 Kilometern Entfernung zu, aber das sei gar nicht anders möglich, meint Saar. „In Rheinland-Pfalz gibt es nur zehn Prozent der Eigenversorgung. 40 bis 80 Kilometer Anlieferung, beispielsweise aus den Regionen Kusel, Simmern oder Zweibrücken sind für die Tiere und die Qualität des Fleisches gut vertretbar.“ Der Schlachthof in Alzey arbeitet nach wie vor sehr erfolgreich. Einfach sei das nicht, berichtet Eckert: „Es gibt ständig neue EU-Richtlinien, sei es ein neues Kühlmittel, dessen Umstellungskosten dann mehrere zehntausend Euro kosten können oder anfallende Gebühren.“
Auch die Entsorgungskosten, sowie die steigenden Energiepreise müssten berücksichtigt werden. „Kostengünstig produzieren können wir nicht. Wir schlachten daher auch nur nach Bedarf, was gut vermarktet werden kann“, betont Eckert. Die Firma Färber steht für kurze Wege und Qualität und hat daher auch ein gutes Verhältnis zu den Städten und Kommunen in der Region.
Eckert gab zu bedenken, dass während des Schlachtprozesses oftmals bis zu drei Tierärzte und drei Fleischbeschauer vor Ort wären. Auf Nachfrage beim zuständigen Veterinäramt des Kreises erfuhr SPD-Fraktionschef Gerhard Kiefer, dass dies grundsätzlich von den organisatorischen und betrieblichen Abläufen sowie den gesetzlich geforderten Mindestuntersuchungszeiten abhängig sei. Beispielsweise
richte sich die Personenanzahl nach der Anzahl der Schlachtungen, nach den Untersuchungspositionen am Schlachtband, die vorgegeben sind oder nach der Geschwindigkeit, mit der dieses Band läuft.
Zudem müssten die Untersuchungen zeitgleich und teilweise räumlich voneinander getrennt stattfinden. Ungeachtet dessen seien die erhobenen Fleischuntersuchungsgebühren jedoch unabhängig von der Anzahl des Beschauungspersonals am Schlachttag. Eine derart organisierte Ausstattung der Beschauer garantiere letzten Endes auch eine Qualitätssicherung der Fleischprodukte, trage zur betriebswirtschaftlichen Leistung des Betriebes bei und gewährleiste den Schutz des Verbrauchers.
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Heiko Sippel bedankte sich für den intensiven Einblick in die Unternehmensabläufe wie auch in die Sorgen und Anliegen des Betriebes. „Die Stärkung des produzierenden Gewerbes in Alzey und im Landkreis ist uns ein großes Anliegen.“ Deshalb werde sich die SPD auch weiterhin für gute Rahmenbedingungen einsetzen.
Bild: © Marta Thor