MdL Heiko Sippel (SPD) besucht Alzeyer Schulen – Offenheit und Freiheit

Der 9. November bietet jedes Jahr Anlass, sich zurückzuerinnern an die „glücklichen und rabenschwarzen Tage“ in der Geschichte der Deutschen, erklärte der Alzeyer Landtagsabgeordnete Heiko Sippel, der an diesem Tag regelmäßig die Schulen im Wahlkreis besucht. Da der Schicksalstag auf einen Samstag ausfiel, kam Sippel schon am Freitag in die Gustav-Heinemann-Realschule plus und das Gymnasium am Römerkastell. Die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse der Alzeyer Realschule verfolgten dem geschichtlichen Überblick des Abgeordneten mit großem Interesse, wobei insbesondere der Mauerfall thematisiert wurde. Anschließend wurden viele Fragen über die Arbeit eines Abgeordneten und aktuelle Themen gestellt. Bei einem Besuch im Mainzer Landtag will man das Gespräch gerne fortsetzen.

Die zwölften Klassen der Leistungskurse Geschichte und Sozialkunde des Röka waren größtenteils gut über den 9. November informiert und erklärten warum ihnen bestimmte Ereignisse besonders im Gedächtnis geblieben sind. „Der Mauerfall 1989 ist das jüngste Ereignis und dadurch auch am nächsten an unserer Generation dran“, sagte eine Schülerin und eine andere ergänzte, dass dieser historische Tag auch viele Eltern betroffen hätte. Sippel erinnerte sich ebenfalls an diesen „unvergesslichen, historischen Abend“, der nur aufgrund der großen Zivilcourage und des Freiheitsdranges der Menschen in der früheren DDR möglich gewesen war.

 

Die schrecklichen Ereignisse um die Reichsprogramnacht am 9. November 1938, die sich in diesem Jahr zum 75. Mal jährt, waren dagegen der Beginn zu einem beispiellosen Völkermord. „Brennende Synagogen, geplünderte Geschäfte und blanke Gewalt gegen Juden gab es auch hier in unserer Region“, schilderte Sippel, „eine feige Strategie des NS-Regimes hat die Menschen aufgestachelt und zu Gräueltaten angestiftet.“ Er erinnerte aber auch an die vielen mutigen Taten, die die Deutschen mit ihrem Leben riskierten, um ihren jüdischen Freunden, Arbeitskollegen oder Nachbarn zu helfen.

 

Das die Menschlichkeit nicht völlig verloren war, zeigten Alzeyer Bürger, die Juden nach dem Pogrom in ihrem Versteck mit Essen versorgten oder der damalige Stadtbaurat Ernst Morneweg, der die  Torarolle aus den Trümmern der Synagoge rettete. „Es ist leichter  mit der Masse zu schwimmen“, erklärte Sippel. Doch genau daraus sollte man seine Lehren ziehen und zu seiner Meinung stehen, um Unrecht zu begegnen.  Vor dem Hintergrund der vorangehenden geschichtlichen Ereignisse, interessierten sich die Schüler besonders für die aktuelle Asylpolitik und um die Frage des deutschen Selbstverständnisses. Wie könne gesunder Patriotismus in Deutschland existieren und wann sei Deutschland von seiner Schuld rehabilitiert? Können wir unverkrampft stolz auf unser Land sein?  – das waren die Kernfragen.

 

Sippel stellte dar, dass er stolz auf dieses Land sei. Es komme darauf an, wie man Patriotismus interpretiere. Sein Stolz gründe sich auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung sowie auf die Tatkraft der Menschen und Wirtschaft, das Land voran zu bringen und fairer, verlässlicher Partner in Europa und der internationalen Staatengemeinschaft zu sein. „Die WM 2006 im eigenen Land hat gezeigt, wie wir als Deutsche wieder unverkrampft zu unserem Land stehen können. Das war ohne Pathos und Überheblichkeit und hat uns im Ausland Sympathie gebracht.“

 

Viele der Jugendlichen hatten Zweifel daran, wie die aktuelle Asylpolitik angesichts der Flüchtlingsströme aus Syrien betrieben werde. „Ist Deutschland deshalb so offen zur Aufnahme aufgrund der alten Schuldgefühle?“, fragten einige Schüler. Auch welche Lösung man den Flüchtlingen auf Dauer in Deutschland bieten könne.

 

Der Abgeordnete mahnte den Asylbewerbern mit Offenheit zu begegnen: „Hier geht es um Menschen, die ums nackte Überleben willen ihre Heimatländer verlassen.“ Deutschland nimmt gerade mal 5000 Flüchtlinge aus Syrien auf, davon 240 in Rheinland-Pfalz. Das sei nur ein Bruchteil der 350 000 Flüchtlinge, die während des Bosnienkrieges nach Deutschland kamen. „Und auch das haben wir geschafft“, zeigte sich Sippel zuversichtlich. Rheinland-Pfalz habe eine offene Politik, die es den Asylbewerbern erlaube sich nicht nur innerhalb des

 

Kreises, sondern auch des Bundeslandes zu bewegen. Ein langfristiges Ziel sei es aber auch, die Ursachen für die Bürgerkriege im Nahen Osten zu bekämpfen. Sowohl die Schüler als auch der Abgeordnete zeigten sich kritisch gegenüber Waffenlieferungen von Deutschland. „Humanität steht über wirtschaftlichen Interessen“, betonte Sippel. Er halte mehr von diplomatischen Lösungen und wirtschaftlichen Sanktionen anstelle von Militäraktionen.

 

Die Schüler nahmen rege mit offenen und kritischen Gedankengängen an der Diskussion teil und folgten gespannt den Ausführungen des Alzeyer Abgeordneten. „Von Schulbesuchen nehme auch ich immer wieder neue Impulse für mich und meine Arbeit mit“, freute sich der Abgeordnete über die muntere Debatte.

 

Bild: © Marta Thor / MdL Heiko Sippel spricht mit den Schülern des Gymnasiums am Römerkastell in Alzey über den 9. November.