Der katholische Kindergarten St. Joseph in Alzey steht vor einem Problem. Ab dem nächsten Schuljahr 2012/13 soll das sanierungsbedürftige Gebäude im Schulgässchen umgebaut und künftig für Zwecke der St. Marien-Schule genutzt werden. Dann steht für die beiden Gruppen mit insgesamt 50 Kindern ein Umzug bevor. Die Stadt Alzey wird die Gruppen übernehmen und übergangsweise in der ehemaligen Schule im Rotental unterbringen. Der Landtagsabgeordnete Heiko Sippel (SPD) besuchte die Einrichtung, um mit den Erzieherinnen ins Gespräch zu kommen und deren Anliegen zu erfahren.
Zwei Jahre zog sich die Diskussion um den Erhalt des Kindergartens im Zentrum der Stadt hin. Anfangs wollte der katholische Träger noch mithilfe von Zuschüssen der Stadt ein neues Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Gelände „Hexenbleiche“ errichten. Doch in der Planungsphase wurde deutlich, dass die veranschlagten Kosten nicht ausreichten. Bevor eine Entscheidung über einen höheren Zuschuss der Stadt getroffen werden konnte, zog die Kirche die Reißleine und stieg wegen zeitgleich sinkender Kirchensteuern aus dem Projekt aus.
Nach der Übergangsregelung in der Schule im Rotental beabsichtigt die Stadt den Neubau eines Kindergartens im Mauchenheimer Weg, der die wegfallenden Plätze des Kindergartens St. Joseph dauerhaft aufnehmen soll. Heiko Sippel machte in seiner Eigenschaft als Beigeordneter deutlich, dass die Stadt mit Nachdruck an die Realisierung der neuen Einrichtung gehe und zum Zeitgewinn auf einen Architektenwettbewerb verzichtet habe.
Die Erzieherinnen lobten das Engagement der Stadt, sich um eine geeignete Lösung zu bemühen, äußerten aber auch die Notwendigkeit, dass ihren Schützlingen ein ausreichendes Raumangebot zur Verfügung gestellt wird, das über die bisher vorgesehenen Ersatzräume von insgesamt 60 Quadratmetern hinausgeht. „Wir haben zwar nur zwei Gruppen und sind durchaus bereit viele Kompromisse einzugehen,“ sagte die Leiterin Silke Gegenheimer, „aber wir haben viele Problemfälle in unseren Gruppen, die intensivere Betreuung brauchen.“
Damit zielt die Erzieherin auf die Tatsache ab, dass sich der Kindergarten in den letzten Jahren verstärkt Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen oder Kindern mit seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen annimmt. Da der „normale“ Betrieb ja weiterlaufe, sei man stark auf die Unterstützung von Integrationsfachkräften angewiesen. Hier erhoffe man sich für die Zukunft mehr Planungssicherheit. Sippel sagte zu, sich in besonders dringenden Fällen für eine Beschleunigung des Verwaltungsverfahrens einzusetzen: „Durch die Öffnung für Kinder unter 3 Jahren hat sich die Welt in den Kindertagesstätten stark verändert. Die Erzieherinnen und Erzieher haben tagtäglich eine große pädagogische Herausforderung zu meistern, die Unterstützung verdient.“ Dem Kreisjugendamt stellte er ein gutes Zeugnis aus, da es die gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfe und die Einrichtungen engagiert unterstütze.
Die Erzieherinnen machten deutlich, dass sie dem Ende des Kindergartens St. Joseph mit gemischten Gefühlen entgegen sehen. „Wir arbeiten gerne hier und bieten den Kindern eine familiäre Umgebung“, beschrieb Silke Gegenheimer, „eine neue Einrichtung bringt aber die Möglichkeit, neue pädagogische Konzepte durch ein Ganztagesangebot umzusetzen.“
mth